Nachlass Friedrich STEFAN

Einleitung

Das folgende Findbuch gibt einen Überblick über den Nachlaß Friedrich Stefan, der sich im Archiv des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien befindet.

Im Folgenden einleitend einige wenige Zeilen zur Person Friedrich Stefan.

Außer den Informationen, die sich im hier bearbeiteten Nachlaß finden ließen, finden sich zur Person Stefans nur sehr spärliche Informationen. Daher kann hier auch nicht der Anspruch auf einen lückenlosen Lebenslauf erhoben werden, sondern es sollen kurz die wichtigsten Stationen und Werke Stefans angesprochen werden, um einen Einblick ins Leben des Numismatikers zu gewinnen.

Stefan wurde 1886 im mährischen Zwittau geboren. Sein Studium absolvierte er an den Universitäten von Wien, Besançon und Paris und unternahm Studienreisen durch ganz Europa. Sein wohl wichtigster Lehrer dem er zeitlebens eng verbunden blieb war der Wiener Numismatiker Hofrat Prof. Dr. Arnold Luschin von Ebengreuth. Nach einer Anstellung an der Mittelschule in Brünn, später in Bruck a. d. Mur, kam er schließlich nach Graz. Dort wohnte er bis zu seinem Tod 1962 und arbeitete seit den 1920er Jahren als Lehrer an der Oberschule (später Bundesrealschule) für Jungen. In den 1930er Jahren nahm er als Dozent der Karl-Franzen-Universität Graz, seine Lehrtätigkeit auf und habilitierte sich im Wintersemester 1941/1942. Nach einer Unterbrechung von 1945 bis 1948 lehrte er zumindest bis zum Sommersemester 1961 in Graz. Seine Hauptforschungsgebiete waren zeitlebens die Numismatik der Völkerwanderungszeit, sowie die Vor- und Frühgeschichte. Seine Publikationsliste nimmt sich relativ spärlich aus, wohl v. a. da sein Hauptwerk zum Thema „Die Rugen“, dem sich bereits seine Habilitation gewidmet hatte, nie erschien, obwohl seit 1941 geplant und immer wieder  auch öffentlich - angekündigt.

Am 18. Mai 1962 starb Univ.-Prof. Dr. Friedrich Stefan im 76. Lebensjahr.

Der Nachlaß von Friedrich Stefan wurde sortiert, entklammert und erfaßt. Eine Umbettung in Archivschachteln wird in Kürze erfolgen. Grundsätzlich lassen sich sieben Hauptkategorien erkennen: Druckerzeugnisse (Bücher, Sonderdrucke von Aufsätzen aus Stefans Privatbestand), Vorlesungsmaterial (Manuskripte von Stefan), Manuskripte (von Stefans eigenen Publikationen), Korrespondenz, Sonderdinge, archäologische Bodenfunde (Photographien, Photo-Drucke, Schriftwechsel die Funde betreffend, etc.) und Realien (Pakete, Koffer, etc.). Bei den Beständen ‚Manuskripte’ und ‚Korrespondenz’ kommt es zu Überschneidungen.

Neben der beeindruckenden Zahl an Druckstöcken (in den Paketen und einem Koffer) und den handschriftlichen Manuskripten Stefans, die teilweise eine Rekonstruktion der Entstehungsphasen verschiedener Texte Stefans möglich machen, ist besonders auch die geschäftliche Korrespondenz zu erwähnen. In den verschiedenen Schriftwechseln finden sich Autographen der namhaftesten Numismatiker und Münzhändlern der 1920er bis 1960er Jahre, u. a. Jean Babelon, Eduard Beninger, Vladimir Clain, Fritz Dworschak, Arnold Luschin von Ebengreuth, Hans Gebhart, August Loehr, Ernst Unger, Waldemar Wruck, Eduard Zambaur und viele Weitere. Bei den Manuskripten muß auf die komplizierte Art der Seitenpaginierung Stefans hingewiesen werden, die er - je nach Korrekturphase - in je unterschiedlichen Farben und mit römischen, sowie arabischen Zahlen, mit lateinischen, sowie griechischen Buchstaben, aber auch mit hochgestellten Zahlen vornahm. Die genauen Abfolgen der Korrekturphasen herauszufinden, muß daher jedem Benutzer selbst überlassen werden.

Wien, 24. April 2009,

Andreas Scherrer

 

Bestandsübersicht

Im Zuge der Bearbeitung zusammengetragene Materialen

Druckerzeugnisse
    Monographien, Sonderdrucke von Aufsätzen, Zeitschriften
    Sonderdrucke von Aufsätzen und ein Verlagskatalog

Vorlesungsmanuskripte
    Antrittsvorlesung „Gepiden“
    Vorlesung „Geschichte, Kultur und Kunst der germanischen
             Stämme auf Grund der Bodenbefunde: I. Teil
    Manuskripte von Arnold Luschin von Ebengreuth
              „Völkerwanderung: Leges“
    Manuskripte zu Vorlesungen 1942 bis 1961

Manuskripte, teilweise mit Korrespondenz
    Manuskripte „Gold als Münze“, u. a. Manuskript zu
    „Münzkunde des Altertums“
    Manuskripte zu „Die germanische Landnahme im Ostalpenraum“
    Korrespondenz und Manuskripte zu
    „Die germanische Landnahme im Ostalpenraum“
    Manuskripte zu den „Gepiden“
    Manuskripte zu den „Rugen“
    Manuskripte und Korrespondenz zu den „Amalasvintha-Geprägen“
    Manuskript zur Kontroverse zwischen Stefan und Reinhart

Exzerpte

Korrespondenz, teilweise mit Manuskripten
    Korrespondenz zu „Sirmium: Ostgoten und Gepiden“
    Korrespondenz Stefan mit Beninger zu den „Rugen"
    Korrespondenz und Manuskripte 1933 bis 1937
    Korrespondenz zu Ausgrabungen und Bodenfunden im Raum Oberwart
    diverse Korrespondenz und andere Schriftstücke,
        u. a. Manuskriptteile

Sonderdinge
    Münztafeln
    Landkarten auf Pappbögen

Archäologische Bodenfunde
     diverse Funde

Realien
    Pakete mit Druckstöcken
    Pappschachtel mit Druckstöcken
    großer beige-brauner Koffer mit Druckstöcken
    brauner Koffer mit Arbeitswerkzeug
    kleine silberfarbene Dose (leer; ursprünglich mit Münzen)
    kleine schwarze Schachtel mit Karteikarten (von Luschin)

 

Bibliographie

Publikationen von Stefan

Die Münzstätte Sirmium unter den Ostgoten und Gepiden, in: Blätter für Münzfreunde. Monatsschrift für Münz- und Sammelkunde, Organ des Numismatischen Vereins zu Dresden und der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft, 60. Jahrgang, N.F., Nr. 3 (März 1925), S. 231-239, N.F., Nr. 4/5 (April/Mai 1925), S. 250-269 und 24. Tafel, paginiert als Tafel 298.
[auch als Sonderdruck, mit eigener Paginierung, mit Untertitel „Ein Beitrag zur Geschichte des germanischen Münzwesens in der Zeit der Völkerwanderung“, Halle a. d. Saale 1925.]
Ein Münzfund bei Wurzwoll im Mühlviertel, in: Mitteilungen der Numismatischen Gesellschaft in Wien. Fortsetzung der Mitteilungen der österreichischen Gesellschaft für Münz- und Medaillenkunde, Bd. 15 (1919-1926), Heft 83-85 (Januar-März 1926), S. 313 f., Heft 86-88 (April-Juni 1926), S. 321 f., Heft 87-89 [falsche Nummerierung: eigentlich Heft 89-91] (Juli-September1926), S. 329 f.
Fund von Drasenhofen in Niederösterreich (Bezirkhauptmannschaft Mistelbach), in: Mitteilungen der Numismatischen Gesellschaft in Wien. Fortsetzung der Mitteilungen der österreichischen Gesellschaft für Münz- und Medaillenkunde, Bd. 15 (1919-1926), Heft 87-89 [falsche Nummerierung: eigentlich Heft 89-91] (Juli-September1926), S. 334.
[im Inhaltsverzeichnis des gesamten Bd. 15 wird fälschlicherweise als Autor Dr. Fritz Dworschak angegeben.]

Monogramm und Prägungen des Gepidenkönigs Ardarich und seiner Nachfolger [protokollarische Zusammenfassung von Stefans Vortrag, gehalten auf dem Deutschen Münzforschertag, Wien, 12. bis 14. September 1928, von W. Diepenbach], in: Mitteilungen der Numismatischen Gesellschaft Wien, Bd. 16 (1927-1936), Nr. 29/30 (Mai/Juni 1929), S. 5 (Sonderpaginierung zwischen S. 84 und 85).
Rezension zu: S. Kraus, F. F.: Die Münzen Odovacars und des Ostgotenreiches in Italien, Halle (A. Riechmann & Co.), 1928, gr. 8°, XVI und 227 S., 16 Tafeln und 2 Monogrammtafeln. Bd. 5 der im genannten Verlag herausgegebenen Münzstudien,
in: NZ, Neue Folge Bd. 22 (der ganzen Reihe Bd. 62) (1929), S. 137-139.
auch (leicht verändert) in: Numismatisches Literaturblatt, 46. Jahrgang (1929), Nr. 286/287 (Juli 1929), S. 2344-2347.
auch (leicht verändert) in: Mitteilungen für Münzsammler. Nachrichtenblatt des Numismatischen Vereins zu Braunschweig, der Frankfurter Numismat. Gesellschaft, des Hamburger Vereins der Münzenfreunde, der Gesellschaft für Münzkunde in Karlsruhe, des Numismat. Vereins für Niedersachsen in Hannover, des Vereins des Münzfreunde Westfalen und Nachbargebiete, der Numismatischen Gesellschaft Wiesbaden-Mainz, des Württembergischen Vereins für Münzkunde, 6. Jahrgang (1929), Nr. 67/68 (Juli/August 1929), S. 330-333.
auch (leicht verändert) in: Münzensammler. Herausgeber und verantw. Schriftleiter: Il. Wodiczka, B. Budweis,  2. Jahrgang 1929, Nr. 19, S. 80-83.


Münzkunde des Altertums. Mit besonderer Berücksichtigung des römischen Münzwesens bis zum Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. Mit zwei Tafeln, Graz 1932.
Arnold Luschin von Ebengreuth †, in: Blätter für Münzfreunde. Monatsschrift für Münz- und Sammelkunde. Organ des Numismatischen Vereins zu Dresden, 68. Jahrgang, Nr. 2 (Fortl. Nr. 636) (Februar 1933), S. 593-600.
Arnold Luschin von Ebengreuth †, in: Berliner Münzblätter. Neue Folge. Organ der vereinigten numismatischen Gesellschaften Deutschlands und Oesterreichs, 53. Jahrgang, Nr. 363/364 (März/April 1933), S. 32-37.
Arnold Luschin von Ebengreuth †, in: Der Münzensammler. Mitteilungsblatt der „Sudetendeutschen Numismatischen Gesellschaft, Sitz: Teplitz Schönau“, des Vereines „Deutsche Münzenfreunde 1931 der Kur- und Badestadt Teplitz-Schönau und Umgebung“ und der „Münzsammler-Vereinigung in Aussieg“, 6. Jahrgang, No. 64 (April 1933), S. 15-21.

Rezension zu: Mouchmov, N. A.: Le Trésor numismatique de Réka-Devnia (Marcianopolis), in: Numismatisches Literaturblatt 52, 1935, Nr. 344/345, S. 2812 f.

Der Beginn der langobardischen Münzprägung und die Grabfunde von Cividale [protokollarische Mitschrift von Stefans Vortrag, gehalten auf der Monatsversammlung der Numismatischen Gesellschaft in Wien vom 18. Dezember 1935, vermutlich von Stefan selbst verfaßt], in: Mitteilungen der Numismatischen Gesellschaft Wien, Bd. 16 (1927-1936), Nr. 109-112 (Jänner-April 1936), S. 291.
Rezension zu: Werner, Joachim: Münzdatierte Austrasische Grabfunde. Quart. Mit 43 Tafeln, IX, 159 Seiten. Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35. Geb. RM. 30,-. (Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit. Herausgegeben von der Römisch-Deutschen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches zu Frankfurt am Main, Band III.), in: NZ, Neue Folge Bd. 29 (der ganzen Reihe Bd. 69) (1936), S. 98-105.

Der Münzfund von Maglern-Thörl (vergraben um 570/71 bis 584/85) und die Frage der reduzierten Solidi, in: NZ, Neue Folge Bd. 30 (der ganzen Reihe Bd. 70) (1937), S. 43-63 und Tafel IX.

Rezension zu: Mateu y Llopis, Felipe, Dr.: Catálogo de las Monedas previsigodas y visigodas del Gebinete numismático del Museo arqueólogico nacinoal, con notas y comentarios. Prólogo des Conservador-Jefe Dr. D. Castro M. del Rivero y Sáinz de Varanda, Madrid 1936. pag. I-XV, 439, laminas 40, cartas 6. Precio: 20 Pesetas, in: NZ, Neue Folge Bd. 30 (der ganzen Reihe Bd. 70) (1937), S. 106-111.
Die germanische Landnahme im Ostalpenraum bis zum Ausgang der Völkerwanderung, in: Das Joanneum, Bd. 6 (1943), S. 29-112, mit 8 unpaginierten Tafeln.

Österreichische Hochschülerschaft, Universität Graz, Referat für Studienmittel: Zusammenfassung der Vorlesung „Geschichte, Kultur und Kunst der germanischen Stämme auf Grund der Bodenbefunde“, gehalten im WiSe 1948/1949 an der Karl-Franzen-Universität in Graz, maschinenschriftlich vervielfältigt.
Münzen der Rugenkönige aus dem ehemaligen Rugilande Österreichs, in: Congrès international de numismatique, Paris, 6-11 juillet 1953, Tome deuxième: Actes, Paris 1957, S. 443-451.
auch in: Bericht über den dritten österreichischen Historikertag in Graz, 26. bis 29. Mai 1953 (Veröffentlichungen des Verbandes Österreichischer Geschichtsvereine 4), Wien 1954, S. 101-108.
Neu entdeckte Gepräge mit den Königsmonogrammen germanischer Fürsten aus der Zeit der Völkerwanderung und des Mittelmeerraumes, in: Numismatica bizantina e medievale [=  Zusammenfassungen der Vorträge des „Congresso internationale di numismatica, Roma, Palazzo Barberini, 11-16 settembre 1961“],
[der Beitrag Stefans erschien – vermutlich wegen seines Todes am 18. Mai 1962 – nicht im Druck in den Atti des Kongresses].

 

Publikationen über Stefan

Erwähnung Stefans in einem Bericht über einen Diskussions-Abend am 11.5.1932. Vgl. hierzu: Bericht über den Diskussionsabend vom 11. Mai 1932: Münzreformen der römischen Kaiserzeit der ersten vier Jahrhunderte, in: Mitteilungen der Numismatischen Gesellschaft in Wien, Bd. 16 (1927-1936), Nr. 64-66 (April-Juni 1932), S. 203 f.


Eduard Zambaur: Rezension zu: Prof. Dr. Friedich Stefan: Münzkunde des Altertums. Mit besonderer Berücksichtigung des römischen Münzwesens bis zum Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr., in: [unbekannte Tages-Zeitung], 14.7.1932;
Wruck, Waldemar: Rezension zu: Friedrich Stefan: Münzkunde des Altertums mit besonderer Berücksichtigung des römischen Münzwesens bis zum Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. 8°, 44 Seiten und 2 Tafeln. Graz 1932. Broschiert RM. 3,-, in: Berliner Münzblätter. Neue Folge. Organ der vereinigten numismatischen Gesellschaften Deutschlands und Oesterreichs, 53. Jahrgang, Nr. 363/364 (März/April 1933), S. 50 f.
Vejvoda, Oldřich: Rezension zu: Friedrich Stefan: Münzkunde das Altertums mit besonderer Berücksichtigung des römischen Münzwesens bis zum Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr., Graz 1932, Str. 44, in: Numismatický časopis československý (Revue numismatique tchécoslovaque), ročník IX. (1933), S. 111.
Katz, Viktor: [Kritik an Stefans Nachruf auf Luschin, in: Der Münzensammler, April 1933], in: Numismatický časopis československý (Revue numismatique tchécoslovaque), ročník IX. (1933), S. 123.
[Suttina, Luigi:] Rezension zu: Stefan, Friedrich: Der Münzfund von Maglern-Thörl (vergraben um 570-71 bis 584-85) und die Frage der reduzierten « solidi », in: Momorie Storiche Forogiuliesi, 37 (1941), S. 118 f.

 

Biographisches zu Stefan

Probszt, Günther: Prof. Univ.-Doz. Dr. Friedrich Stefan †, in: Mitteilungen der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft, Bd. 28 a.F. (1962), Nr. 9, S. 85.
Reichl, Kurt: Lexikon der Persönlichkeiten und Unternehmungen. Steiermark, 1955, S. 419, s. v. Stefan Friedrich.
= Deutsches Biographisches Archiv 2, Fiche 1253, S. 270.
Kürschners deutscher Gelehrten-Kalender, 7. Jahrgang, 1950, S. 379, s. v. Stefan, Friedrich.
= Deutsches Biographisches Archiv 2, Fiche 1253, S. 269.
Scherrer, Andreas: Der Nachlass Friedrich Stefan im Institut für Numismatik und Geldgeschichte, in: Universität Wien, Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Mitteilungsblatt 39, 2009, S. 27-29.

 

Sammlung Stefan

Kluge, Bernd: Römer, Goten und Vandalen. Numismatische Zeugnisse der Völkerwanderungszeit. Zu einer Neuerwerbung, in: Museums-Journal. Berichte aus den Museen, Schlössern und Sammlungen in Berlin und Potsdam. Zugleich „Berliner Museen, 6. Folge“,  3/1994, S. 64-67.
[Bode-Museum, Münzkabinett: Erwerbung 1993: Slg. Friedrich Stefan, Graz (3.000 Münzen der Spätantike, Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters)].