Fachliche Unterstützung bei der Betreuung der Münzsammlung der Landessammlungen Niederösterreich

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Das Niederösterreichische Landesmuseum wurde am 18. Dezember 1911 in der Wiener Wallnerstraße 8 eröffnet. Die Münz- und Medaillen-Abteilung wurde anfangs von Regierungsrat Rudolf Höfken von Hattingsheim (1861-1921) betreut. Das Museum musste 1923 in die Herrengasse 9 übersiedeln, nunmehr steuerte Fritz Dworschak (1890-1974) im Museumsführer 1925 den Beitrag zu den Münzen und Medaillen bei. 1996 wurde das Museum in der Herrengasse geschlossen; nach dem Umzug der Landesregierung nach St. Pölten und der Neuerrichtung eines Museumsbaus im Kulturbezirk St. Pölten wurde das Landesmuseum Niederösterreich dort im Jahr 2002 wieder eröffnet.

Nach Jahrzehnten ohne kontinuierliche fachliche Betreuung und mehreren Umzügen kam die Münzsammlung, die  immer Teil der Landessammlungen Niederösterreich und so der ur- und frühgeschichtlichen Sammlung zugeteilt war, an den Standort MAMUZ Schloß Asparn. Dessen Leiter, Dr. Ernst Lauermann, nahm 2011 Kontakt mit dem Institut auf und bat um Unterstützung bei der Betreuung der Münzsammlung, für die ihm in seinem Team ein Spezialist fehlt.

Bereits um 1980 hatte sich Wolfgang Szaivert, ao. Univ.-Prof. am Institut für Numismatik und Geldgeschichte und seit 2012 im Ruhestand, um die Sammlung gekümmert, wobei die Bestimmung der römischen Münzen im Vordergrund stand. Nach der erneuten Kontaktaufnahme 2011 wurde zunächst eine Bestandsaufnahme der Fundmünzen des Mittelalters und der Neuzeit begonnen, da diese sich mit dem Projekt des Fundkatalogs Mittelalter/Neuzeit am Institut sinnvoll ergänzt.

Seit dem Herbst 2012 werden jährlich im Rahmen einer zweiwöchigen Exkursion die mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzfunde der Sammlung bearbeitet. Der jeweilige Fundkomplex, in der Sammlung lediglich mit einem Zettelchen mit dem Ortsnamen versehen, wird anhand der älteren Literatur und der Ortsakten des Museums identifiziert; der vorhandene Bestand wird mit der Fundpublikation – soweit eine solche vorliegt – abgeglichen; die Münzen werden nach neuerer Literatur nach- und teilweise auch neu bestimmt und neu gelegt. In einem ausführlichen Protokoll werden der vorgefundene Bestand und die durchgeführten Arbeiten und ihre Ergebnisse sorgfältig dokumentiert, so dass nunmehr sukzessive wieder Klarheit darüber besteht, welche Fundkomplexe in der Sammlung vorhanden sind und wie sie sich zum Gesamtumfang des jeweiligen Fundes verhalten.

Mit pro Jahr etwa zehn Teilnehmern konnten jedes Jahr etwa 10 bis 15 Fundkomplexe mit einem Gesamtbestand zwischen 3.500 und 6.500 Münzen bearbeitet und dokumentiert werden.

Die Kooperation zwischen dem Institut und den Landessammlungen Niederösterreich, Fachbereich Ur- Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie unter seinem Leiter Dr. Ernst Lauermann, ist für beide Seiten ein Gewinn. Im Rahmen des Studiums stellen diese zweiwöchigen Arbeitseinsätze mit ihrer intensiven Auseinandersetzung mit dem Münzmaterial einen Höhepunkt in der Ausbildung dar. Die Betreuer der Landessammlung können sich auf die fachliche Expertise am Institut stützen und werden durch unsere Arbeiten wirksam unterstützt. Für das Vertrauen, das uns bei diesen Arbeiten entgegengebracht wird, bedanken wir uns sehr.

Hubert Emmerig

 

Die Kurzberichte über die bisherigen Exkursionen aus dem Mitteilungsbatt finden Sie hier:

2012, 20132014, 2015, 2016-2017, 2018


Die ausführlichen Arbeitsprotokolle der bisherigen Exkursionen finden Sie hier:

2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019-2021

 

Literatur zur Münzsammlung des NÖ Landesmuseums

R. von Höfken: Numismatische (und archivalische) Abteilung, in: Max Vancsa, Führer durch die Schausammlungen des Niederösterreichischen Landesmuseums, Wien 1911, S. 10–16.

R. v. Höfken: Das niederösterreichische Landesmuseum, in: Mitteilungen der Oesterr. Gesellschaft für Münz- u. Medaillenkunde 8, 1912, Nr. 1 (AF Nr. 260), S. 15.

R. von Höfken: Numismatische (und archivalische) Abteilung, in: Max Vancsa, Führer durch die Schausammlungen des Niederösterreichischen Landesmuseums, zweite, bedeutend vermehrte Auflage, Wien 1918, S. 89–96.

R. von Höfken: Numismatische (und archivalische) Abteilung, in: Max Vancsa, Führer durch die Schausammlungen des Niederösterreichischen Landesmuseums, I. Wallnerstrasse 8, dritte, vermehrte Auflage, Wien 1919, S. 20–27.

Fritz Dworschak: Münzen und Medaillen, in: Günther Schlesinger, Führer durch die Schausammlungen des Niederösterreichischen Landesmuseums, Wien I., Herrengasse 9, vierte, umgearbeitete Auflage, Wien 1925, S. 221–233.